Die Po(st)dysse!
Es ist Donnerstag, zwanzig nach 11 und ich bin eigentlich schon echt reif für die Koje. Die letzte Woche war ganz schön anstrengend, allerdings größtenteils, weil sie so dichtgepackt mit schönen Aktionen war! Seit Samstag gabs praktisch jeden Abend irgendeine Feier, und das “normale” Arbeitsleben hat ja auch keine Pause gemacht! Die einzige doofe Sache war, dass Kirke, eine Freiwillige aus Estland heute morgen nach Hause gefahren ist. Das hat meiner Stimmung echt zugesetzt. Aber ich glaub eine witzigere letzte Woche hätte sie hier nicht haben können!
Nun zum eigentlichen Thema des heutigen Beitrags: Wie die georgische Post den Auwand, ein Paket abzuholen maximiert hat!
Wir erinnern uns zurück in die ersten Wochen der Reise, es ist September, man kann noch mit Tshirt rumlaufen und alles ist superneu, ich bin übermotiviert, und werde in der Hinsicht grade von einem langweilligen OnlineTraining ausgebremst. Leider bekommt unser Mentor, Dachi Corona. In großer Aufregung lassen wir uns natürlich testen und stellen fest, dass man das nur an bestimmten Stellen und für umgerechnet 15€ machen kann – ein Wucher für georgische Verhältnisse, grade wenn man die kostenlosen Bürgertests noch gewöhnt ist. Also lieber auf Nummer sicher gehen und die Eltern informiert, ich wollte sowieso gerne noch meine Laufschuhe hier haben (Wie gesagt, die Startmotivation) und außerdem hatte ich noch keine Kreditkarte, die neu beantragte Barclaycard war einen Tag nach meiner Abreise bei meinen Eltern eingetrudelt. Und so schickten sie ein kleines Paket ab, am 27. September ging das Ding auf die Reise.


Und dann ging der Spaß auch schon los. Zu allererst ließ das Paket natürlich auf sich warten. Für den ersten Monat schwirrte es im Frankfurter Flughafen rum, bis ich schon vermutete, dass es einfach schlicht kein Tracking in Georgien gibt und es in Wahrheit schon irgendwo hier wäre. Aber nein, irgendwann kam die Nachricht, das Paket ist in Georgien und kurze Zeit später im Postamt von Rustavi! Also fix hingeradelt, ne Nummer gezogen und sich aufs Paket gefreut! Hier gab es aber noch die ein oder andere Kleinigkeit zu klären: Zunächst stand ja auf dem Paket oben “Scout Centre Rustavi” und nicht Anton Gruber (Das stand ja erst in der zweiten Zeile), sodass nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob ich abholberechtigt bin. Also am nächsten Tag mit einer Vollmacht des ISCR wieder hingedüst Nummer gezogen, gewartet und aus Paket gefreut. In der Zwischenzeit ist allerdings aufgefallen, dass die 15 Coronatests 5 zu viel über der steuerfreien Grenze sind und daher entfernt werden müssten. “Klar, können wir einfach hier aufmachen, ich seh’ ja, dass Sie nix anderes rausnehmen” war meine Antwort, aber weit gefehlt: So etwas kann natürlich nur in der Hauptstadt, beim Hauptzollamt erledigt werden. ‘Wahrscheinlich haben die nur da ein Cuttermesser, um das Paket auzukriegen’ war mein zynischer Gedanke, den ich aber für mich behielt..
Und natürlich braucht man für so eine Zollaktion auch eine Steuernummer, bevor das Paket irgendwo hingeschickt, geschweige denn geöffnet werden kann. Also bin ich zum Steueramt Rustavi gefahren und habe jetzt eine eigene tolle 9stellige Steuernummer, mit der ich nun das Paket wieder wegschicken konnte! Das klappte auch und nach einer weiteren Woche konnte ich endlich zum allerersten Mal das Paket in den Händen halten! Nebenbei wurde mir noch erklärt, im Paket seien gar nicht 15 Tests gefunden worden, was die ganze Rennerei überflüssig machte. Wenigstens konnte ich so, Bearbeitungs- und Zollgebühr vorbildlich über meine neue Steuernummer eintragen lassen. In der Zwischenzeit rückte mein Geburtstag immer näher und meine Schwester hat auch ein Paket auf die Reise geschickt. Hannah hat aber UPS statt DHL genommen, die mich nach nur einer Woche anriefen, einen Termin plus Treffpunkt ausmachten und mir das Paket nach einer Unterschrift durchs Autofenster des klassisch kaffeebraunen Lieferwagens reichten.
Die Moral von der Geschicht: Intenational ist DHL ‘ne Qual, willste keinen Stress, steig um auf UPS!
Bis Bald ihr Lieben!
Was für ein schöner Reim am Ende! Schicke gute Nacht Geschichte. Auch ohne Wein, ist das fein!
Hi Anton, sehr sehr eloquent beschrieben…., in der Ruhe liegt die Kraft. Erinnert mich zu 100 % an Leningrad 1990.
Sei herzlich umarmt
Britt