Das neue Jahr in Georgien!
Mannoman, ist es lange her, dass ich einen Blog rausgehauen habe! Warum genau? Keine Ahnung. Denn langweilig war es hier bei mir ganz und gar nicht, vielleicht waren es einfach zu viele Erlebnisse, aber jetzt erstmal der Reihe nach:

Hier in Georgien konnte ich gleich zweimal Weihnachten feiern! Zuerst mit den anderen europäischen Freiwilligen und anschließend, im Januar, auch nochmal georgisch, bei einem großen Fest hier im Pfadfindercenter! Und natürlich konnte ich auch eine kleine Bescherung online mit meiner Familie haben. Hier hatte ich Glück im Unglück: Mein Paps hatte sich pünktlich zu Weihnachten mit Corona infiziert und so mussten meine Schwester, ihr Freund Felix und meine Ma auch auf Abstand gehen. So war ich nicht der Einzige, der vor dem Bildschirm auspacken musste.
Die Weihnachtsfeier mit den anderen Freiwilligen war auch sehr schön: Tatsächlich sind alle in Georgien geblieben und da unsere georgischen Freunde erst im Januar, bzw. am 31. ihr großes Fest haben, konnten wir alle einladen. Es gab ein Buffet, für das alle etwas mitgebracht haben (ich hab Oma Inges Kartoffelsalat gemacht, kam prima an!). Und wir haben gewichtelt, das geht so: Jede*r zieht einen Namen und bereitet ein kleines Geschenk vor. So gibt es für alle Geschenke und man lernt die ein oder andere Person nochmal besser kennen, während man dessen Freunde unauffällig nach Hobbies oder anderen guten Geschenkideen fragt.
Als wir dann alle zusammen in unserem Wohnzimmer saßen, mit Bettlaken statt Tischdecken, kitschiger Weihnachtsmusik, leckerem Essen und netten Geschenken, kamen bei mir dann trotz fehlender Familie Weihnachtsgefühle auf.

Silvester haben wir in Tbilisi, in recht kleiner Runde gefeiert und am fünften Januar gabs dann das große georgische Weihnachtsfest! Alle Leute, die irgendwie mit dem ScoutCenter zu tun haben, wurden zu einer großen Supra, einem georgischen Festessen eingeladen! Das muss man sich so vorstellen: Es gibt einen riesengroßen Tisch der so gefüllt mit Essen ist, dass teilweise die Teller auf das Brot gestapelt werden, weil sonst kein Platz ist. Ich hab mich voller Motivation, ein bisschen Georgisch zu lernen, etwas abseits von Kat und Anna, den anderen beiden Freiwilligen gesetzt. Sehr zur Freude meines Sitznachbars, der prompt entschied, dass ich ihn ab jetzt unterstützen würde, die nächstbeste Vodkaflasche zu leeren. Das geht bei so einer Supra ziemlich fix, denn es gibt einen sogenannten Tamada, meistens der Gastgeber, welcher alle paar Minuten Trinksprüche sagt, Leute zum Tanzen auffordert und auch sonst schaut, dass alle Spaß haben.
Glücklicherweise konnte ich mich aber unauffällig aus der Affäre ziehen. Mein Trick: In das 0,2l Vodkaglas einfach Wein gießen und immer etwas übriglassen. So konnte mein spendabler, (und mittlerweile allerbester) Freund mir nichts mehr vom Vodka nachschenken. Doch auch der Wein tat sein Übriges, und so fand ich mich bald auf der Tanzfläche wieder, wo ich zusammen mit Anna deutsche Klassiker Karaoke in das vollkommen übersteuerte Mikrofon brüllte.
Am nächsten Tag gings früh morgens dann los in das nächste Abenteuer: Die Türkei! Vor einigen Wochen hatte ich mit Max, einem Unikumpel telefoniert. Der hat mir erzählt, dass er dieses Jahr in Istanbul bei seiner mittlerweile Verlobten Banu verbringt. Die beiden hatten sich im Vorjahr in Lübeck kennengelernt und wir haben beschlossen, uns mal wieder zu sehen. Auch Anna und Johanna hatten Lust auf Türkei. Unser Gedanke: Türkei? Istanbul? Kann ja nicht allzu weit sein, ist ja schließlich ein Nachbarland! Es stellte sich heraus, dass die Türkei dann doch etwas größer ist… In einem Kleintransporter, der uns als Reisebus verkauft wurde, in LKWs, Autos und Zügen gings dann erstmal nach Ankara und von dort aus nach Istanbul. Dort angekommen, hatte uns Max eine nettes Viertel empfohlen, in dem wir ein Hostel gebucht hatten. Die Türkei war deutlich offener als ich gedacht hätte! Und so sind wir drei erstmal in die nächste Bar geschlendert, bevor wir am nächsten Tag Banu und Max treffen würden. Dort hat uns eine Frau direkt als Deutsche erkannt und uns erstmal eine Einweisung in die riesige Auswahl an Snacks, Bulgur und Standardgetränken gegeben hat. Voll lieb!
Und am nächsten Tag gings dann richtig los mit Istanbul besichtigen. Max studiert Städteplanung im Master und obwohl er erst seit einem halben Jahr in der Stadt ist, wusste er alles Mögliche über die historisch so vielfältige Stadt. Das war richtig schön, denn ansonsten wären wir in den paar Tagen wahrscheinlich nur hoffnungslos durch die Gegend geirrt und hätten es lange nicht so genossen! Danke dafür nochmal, Max! Auch kulinarisch ist die Türkei der Hammer und durch die aktuelle Inflation konnten wir uns selbst für georgische Verhältnisse richtig durchschlemmen.
Ich hatte allerdings noch einen anderen Plan in der Türkei: Im Internet hatte ich einen Hippie und seinen kennengelernt, der zurzeit in der Nähe von Antalya am Strand des Mittelmeeres überwintert. Das hatte mich schwer beeindruckt und so bin ich eeeeeehhh ab in den Süüden (verstehst du?) getrampt, um die beiden zu besuchen. So richtig sommerliche Gefühle sind allerdings nicht aufgekommen, vielmehr habe ich deutlich länger gebraucht als ich dachte und wurde nicht nur einmal von Gewittern überrascht und musste triefnass durch die Nacht stapfen. Aber nichtsdestotrotz kam ich nach zwei Tagen an der Küste und einem weiteren Tag an dem Strand von Yohan und Grim an.
Nur damit das klar für alle ist: Ich hatte keine Angst, gekidnappt zu werden, immerhin hatte ich den Typen angeschrieben und nicht andersherum, also wenn dann war ich hier der gruselige Typ. Und nur weil die beiden Hippies sind, heißt es nicht gleich, dass sie die ganze Zeit bekifft in ner Hängematte liegen. Drogen hab ich dort keine entdecken können. Aber ich fand es trotzdem superfaszinierend, wie die beiden praktisch ohne Geld, ihr Leben genießen, mit Zelt und angeditschtem Gemüse, dass sie am Vortag vom Markt mitnehmen konnten. Und mich fanden sie wohl auch ganz nett, denn ich wurde prompt zur „Regenbogen-Versammlung“ im kommenden Herbst eingeladen. Mal schauen, was das genau ist! War ziemlich interessant mit den Beiden, aber leider musste ich nach einer Nacht schon wieder weiterziehen.
Denn in zwei Tagen würde eine Freundin ihr Geburtstag in Achalziche in Georgien reinfeiern und da wollte ich natürlich auch mit dabei sein! Also fix zurück nach Antalya getrampt und dort in den 36h Bus nach Tbilisi genommen…
Das war mit einer der blödesten Busfahrten, die ich gemacht habe. Nicht wegen der Zeit, eigentlich war das gar nicht so schlimm, zwischendurch wurde auch kostenlos Knabberkram und Wasser verteilt, aber ich konnte mich einfach nicht verständigen, da ja alle Türkisch sprachen. So kam es zu einem echt doofen Missverständnis an der Grenze:
Dort sind zwei Busse unseres Busunternehmens gleichzeitig angekommen und sollten wohl zusammengelegt werden. Das hatte ich aber nicht mitbekommen, ich dachte, wir sollen unser Gepäck nur selbst rüber schleppen, damit es kontrolliert werden kann. Daher machte ich mir nicht die Mühe, neben meinen Snacks und Wasser auch meinen Schlafsack extra mit rüberzuschleppen und hab sie im Bus gelassen. Als mir das auffiel, war es schon zu spät und mein Schlafsack mit dem zweiten Bus in der Türkei verschwunden. So ein Mist. Wenigstens kam ich noch pünktlich (zwei Stunden vor Mitternacht) in Achalziche für den Geburtstag an. Und am nächsten Tag kam ich nach 10 Tagen, die sich wie 30 anfühlten, endlich wieder zu Hause an.
Dann sollte es endlich losgehen mit Arbeiten, allerdings kam nach nur einer Woche die Nachricht, dass auch Anna und ich uns mit dem neuen Trendvirus infiziert haben. Also eine Woche Quarantäne auch für uns, zum Glück aber ohne große Symptome, und zu zweit, so wurde es nie wirklich langweilig. Und seitdem ist dann auch wirklich wieder Alltag eingekehrt, und keine drei Wochen später, hab auch ich die Muße gefunden, das alles hier aufzuschreiben. Da muss ich noch ein bisschen an meiner Aktualität arbeiten… Denn ich freu mich total, dass ihr den Blog hier genauso genießt, wie ich! So, ich bin jetzt mit ‘nem Kumpel verabredet, Tbilisi unsicher machen. Ist ja immerhin Freitagabend! Also, bis nächstes Mal!
PS.: Ich hatte mir überlegt, immer wenn ich einen Blog veröffentliche, auch ein paar Songs vorzustellen, die ich zurzeit rauf und runterhöre, könnt ja mal sagen, was ihr davon haltet! In letzter Zeit waren das:
Fiva – Einen Sommer lang nur tanzen
Telquist – Mojo
Neodisco – Sommer in Stubenberg
Oh, das wäre super! Aber selbst das Busunternehmen hat keine Ahnung wo der ist. Da die ja standardmäßig nach Tbilisi fahren, hatten die schon angeboten, ihn dorthin zu fahren, wenn sie ihn finden. Haben sie aber nicht 😐
…kann dein Kumpel vom Mittelmeer nicht deinen Schlafsack vom Bus abholen und dir nächstes Jahr zum Regenbogenfestival mitbringen?
Ich denke, der Schlafsack ist schon verschollen.. Aber ich geb die Hoffnung nicht auf!
Istanbul ist großartig!
Ich bewundere deinen Mut und deine Reiselust. Schlafsäcke werden überbewertet, hätte schlimmer kommen können….. hoffe du hast deinen Peilsender noch😘
Pass gut auf dich auf, lieber Anton, freue mich auf den nächsten Blog
Jepp, den hab ich noch dabei! Ich will ihn im September, wenns dann so richtig losgeht, einschalten 🙂
Hallo lieber Anton, Grüße von deiner Oma Inge und Erich. Wir sind stolz auf dich und bewundern deine Kreativität und Reiselust! Bleibt gesund und pass gut auf dich auf. Sei umarmt