Surami Solo: Meine Tour auf den მთა ღორინამკალი!
4-7. Dezember 2021

Sourami: Die Stadt der Hängematten! Das hat man uns jedenfalls erzählt, gesehen haben wir keine. Dafür sei grade nicht die Zeit, die gibts erst wieder im Frühjahr. In meinem Kopf stelle ich mir einen Baum, an dem Hängematten wachsen vor, der an einem Maimorgen von ein paar Georgiern abgeerntet wird. Einen anderen Grund, warum Hängematten Saisonware sein sollen, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Schon ein witziges Land hier.
Wir sind in Sourami für ein “Teambuilding”-Wochenende. Ich hatte viele Stuhlkreise, nervige Diskussionsrunden und Ähnliches erwartet. Aber anstelle dessen, haben wir eine Jugendorganisation vor Ort besucht und denen in einem alten, unbeheizten Theater aus den Sovietzeiten ein bisschen was über unsere Organisation und Heimatland erzählt. Ich habe ihnen von Labskaus und meinen Lieblings-DIN-Normen berichtet, das kam so mittelmäßig an..
Danach gings dann richtig los mit dem Teambuilding, bedeutet auf georgisch, wir sind zum Ferienhaus von Aleks, unserem Chef gefahren und haben da für den Rest des Abends gegessen. Aleks bestand darauf, ca alle 10 Minuten einen Trinkspruch zu sagen. Das ist Tradition hier. Man trinkt kurze praktisch nie, ohne vorher zu sagen, worauf man trinkt. Das kann alles sein, z.B. auf das Land Georgien selbst, Freundschaft, Liebe, oder was auch immer.
Zwei Stunden später fand dann meiner Ansicht nach das eigentliche Teambuilding statt, denn Aleks fing an, sentimental alle möglichen Geschichten und Geheimnisse auszupacken (er war praktisch der Einzige, der bei jedem Trinkspruch sein Glas wieder randvoll mit ChaCha, dem georgischen Weinbrand gekippt hat).
Am nächsten Morgen sind die anderen wieder in Richtung Rustavi gefahren, ich selbst wollte noch ein bisschen wanderen gehen und schauen, ob denn mein Zelt und Schlafsack für eine Übernachtung bei Minusgraden ausreichen.
Also gehts ab in Richtung der Berge, auf denen man schon Schnee sehen kann. Nach ca 10km und einem kurzen Einkaufstrip für Wasser und Essen erreichte ich den Berg. Leider hab ich sowohl die Zeit als auch die Waldwege unterschätzt, bald stapfte ich also durch fiesen Lehm, der sich andauernd an den Schuhen festsetzte und später dann im Dunklen durch den schneebedeckten Hand, immer in Richtung der markanten Spitze des Gorinamkhali. Ein bisschen gruselig war eine Fußspur im Schnee vor mir, die nur auf den Berg und nicht mehr hinunter führte. Ich konnte auf meiner Karte keinen anderen Weg entdecken und stellte mich schon auf ein Treffen mit einem anderen Wanderer oder halt mein vorzeitiges Ende durch einen Serienmörder ein. Ganz allein im Dunklen im Wald macht man sich da so seine Gedanken… Oben dann angekommen habe ich mir fix mein Zelt aufgebaut und mich an nem kleinen Feuer aufgewärmt.

Es wurde natürlich saukalt. Beim Einschlafen war die Luft so kalt, dass sie mich von innen heraus herunterkühlte, obwohl ich dick im Schlafsack und praktisch all meinen Klamotten eingepackt war und nur noch die Nase oben herausschaute. So musste ich nochmal aufstehen und Schnee an die Zeltplane schaufeln, damit der Wind nicht so leicht reinpfeifen kann. Aber danach gings eigentlich und ich konnte am nächsten Morgen nach einpaar schicken Gipfelbildern den Rückweg antreten. Laut eines Schildes gab es dann doch einen schnelleren Weg nach unten, den ich dann genommen habe, allerdings entpuppte sich diese “Abkürzung” schnell als Sackgasse. Aber natürlich hab ich mich davon nicht beirren lassen und bin querfeldein weitergestapft, eine nicht ganz so smarte Entscheidung, weil der Hang ziemlich steil und von Flüssen und Klippen durchsetzt war. So kam ich dann viel später und völlig zerledert am Nachmittag im Dorf an.
Eine wundervolle Erfahrung, würde ich jederzeit wieder so machen!
Uiuiui, sehr spannend! Und super schicke Bilder, ich hoffe, wir sehen im Sommer auch so schöne Landschaften 🙂
Und was für eine wunderbare Aussicht mit der Sonne und schneebedeckten Berggipfeln!!
Aber spätestens bei den Spuren wäre ich wieder umgedreht…
„Carsten, dat Kind braucht wieder neue Schuhe!“
Coole Aktion! Auch die Teambildungsmaßnahmen sagen mir zu: „Wir trinken auf Anton, den besten georgischen Geschichtenerzähler ohne Serienmörder! Auf dein Wohl!“
Klingt ja sehr kalt, wohl nix für mich
Pitje Pitje da kanza, pad stalom uwidimsja (russ. Trinkspruch)