Die erste Überfahrt

24. September 2022 8 By Anton Gruber

18.09.22: Seit Gestern Abend ist Paul, der Eigentümer auf dem Boot angekommen, das bedeutet, dass wir endlich losziehen können! Es geht nach Rhodos, ca. 30h von Zypern entfernt. Um 7 Uhr morgens sind wir losgefahren und ich war ein bisschen nervös: Bis jetzt musste ich ja nur saubermachen, Ab- und Anlegen, oder gar Steuern hatte ich bis jetzt nur theoretisch mit Richie durchgesprochen. Aber alles lief gut, ich löste alle Leinen und Richie steuerte das Boot aus der Marina Limassols.

Und dann gings los! Wir steuerten gegen den Wind, die schaukeligste Richtung. Beiläufig sagte Richie, dass der Wellengang der stärkste war, den er auf dem Boot bis jetzt erlebt hatte. Das bestätigte leider auch mein Magen. Aber nach einiger Zeit gewöhnte ich mich an das Schaukeln und kam echt gut zurecht.
Wenn der Kurs erstmal festgelegt ist, hat man echt nicht mehr viel zu tun. Einer muss natürlich immer Wache halten und sicherstellen, dass man nirgendwo gegenfährt. Aber bei 8 Knoten Fahrt und zig Kilometern Sicht passiert das jetzt auch nicht so schnell. Und so hab ich mich lange mit Paul unterhalten, Hörbücher gehört oder war selbst an der Reihe fürs Wache halten: Von 18-24 Uhr saß ich also auf dem Chefsessel hinter dem Steuerrad! Ich hatte befürchtet, dass es echt langweilig würde. Wurde es auch. Vor allem, weil man nach Sonnenuntergang gar nichts mehr sieht, und nur noch mit Mühe den Himmel zwischen dem Meer unterscheiden kann. Beeindruckend war allerdings der Sternenhimmel, so ganz ohne Lichtverschmutzung! Bis auf die Satelliten und Flugzeuge. Mich hat es echt erschrocken, wieviel mittlerweile da oben am herumblinken ist!

Ich fuhr also per Autopilot immer geradeaus, ziemlich genau einem der Sterne entgegen. Dieser war grade erst aufgegangen und noch recht nahe am Horizont. Irgendwann erkannte ich auf unserem Bordcomputer, dass es kein Stern war sondern die FARAH, ein Frachtschiff, welches genau auf uns zusteuerte. Wie gesagt, auf dem Meer dauert ja etwas länger, bis man sich dann tatsächlich nahe ist, aber ich war trotzdem aufgeregt, denn jetzt würde ich mein erstes Manöver fahren! Also Autopilot ausgeschaltet und vorbildlich steuerbordseitig am Frachter vorbeigefahren. Nicht viel später war es Mitternacht und ich konnte in die Koje, 6h Schlaf sammeln, zumindest theoretisch. Kurz nach Sonnenaufgang gings wieder ans Steuer, da hab ich aber nicht mehr viel erlebt. Und am Nachmittag, mit etwas Verspätung, kamen wir dann in der Marina von Rhodos an. Anlegen war hier ein bisschen einfacher, weil uns zwei Hafenarbeiter die Leinen abgenommen haben und genau wussten, was wann zu tun ist.