Poker, Pilger und der Papst: Die Fahrt in den Norden Italiens!

15.10.22: Ich bin wieder alleine und per Land unterwegs! Am Morgen habe ich der B4 Bliss zugewunken, als sie sich auf zu ein paar Inseln vor Neapel machte. Per Anhalter würde ich schneller in Rom sein und dadurch genug Zeit haben, um Eli, meine italienische Mitbewohnerin bei Vicenza im Norden zu besuchen! So allerdings nur der Plan:
Denn Neapel ist anscheinend keine gute Tramp-Gegend in Italien, und so hab ich am Nachmittag dann doch ein Zugticket nach Rom gekauft. Nichtsdestotrotz gab es interessante Begegnungen! In meinem Abteil habe ich mich lange mit einem professionellen Pokerspieler unterhalten. Ein stämmiger Typ mit leicht aufgeknöpftem Hemd, Goldkette und meiner Armbanduhr als Tattoo auf dem linken Arm. Die Uhrzeit war 13:12, was für ACAB, “All Cops Are Bastards” stand, erklärte er mir verschwörerisch. Ein wahrer Gangster also! Ansonsten war er aber echt freundlicher Gesprächspartner und wir haben uns viel über Geld, Poker und dem Sinn des Lebens unterhalten.
Am nächsten Tag habe ich Rom erkundet und mit dem Petersdom begonnen. Es war ganz schön viel los und innerlich hatte ich schon mit den Touri-Hotspots Roms abgeschlossen. Alles war voller Menschen! Irgendwann bemerkte ich aber dass es a) 5 vor 12 und b) Sonntag war. Ich bin durch Zufall auf die Sonntagsmesse vom Papst gestolpert! Leider versteh ich weder Latein noch Italienisch, war also nicht sehr interessant…
Danach gings auf die Suche nach einem Supermarkt um Vorräte aufzustocken. Und vor dem Carrefour den ich mir ausgesucht habe, war schon ein weiterer Wanderrucksack abgestellt! Dieser gehörte einem drahtigen, immer lächelnden Hamburger Pilger, mit einem so garnicht zu einem Wanderer passenden, schicken Hemd. Michael ist auf dem Jakobsweg die ganze Strecke von Santiago bei Portugal bis Rom gelaufen! Er hat mich überredet, auch einen Pilgerausweis zu holen. Ich finde die Idee eigentlich auch echt gut und hoffe, in Lateinamerika auch mal eine Pilgerwanderung zu machen. Dabei geht’s mir gar nicht so sehr um den Glauben, sobdern auch viel um den Austausch mit sich selbst und natürlich sieht man die Welt durch so eine langsame Art zu reisen nochmal ganz anders.

Natürlich habe ich im Verlauf des Tages noch einen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht und das Kolosseum angeschaut, Abends ging es aber dann schon wieder weiter: Mit der Metro so weit es geht nach Norden aus der Stadt raus und dann zur nächstbesten Autobahn.
Am nächsten Tag begegnete ich einem weiteren Pilger, diesmal aus Frankreich, der sogar sein eigenes Kreuz dabei hatte! Mehr im Gedächtnis blieb mir aber David, der erste Autofahrer, der mich an dem Tag mitgenommen hatte. Wir verstanden uns sehr gut und unterhielten und ziemlich schnell über tiefgründige Fragen von Glauben, und unseren Weltansichten. Er erzählte mir, von seiner Flucht mit seiner Familie aus Afrika (leider hab ich das Land vergessen) als er 6 Jahre alt war, wie er in Italien langsam Fuß fasste und jetzt zwei Schichten am Tag in Rom als Krankenpfleger arbeitet. Wir haben uns dann natürlich auch über meine Reise unterhalten, wie ich eigentlich so günstig wie es nur geht lebe und wie das überhaupt Spaß machen kann. Und ich habe ihm von der Herausforderung erzählt, dass man nie genau weiß, was am Tag noch so passieren wird, wie ich so einfach immer neue und unterschiedlichste Menschen kennenlerne und sehr lange mit meinem Geld auskomme. Dabei erkläre ich auch, dass ich aus freien Stücken so reise, und nicht etwa aus der Not heraus.
Als ich mich dann bei Rignano von ihm verabschiedete, drückt er mir trotzdem 50€ in die Hand. Absolut unglaublich. Ich beteuerte nochmal, dass ich selbst genug Geld habe. “Aber so gönnst du dir auch mal was! Denk an mich, wenn du das Geld ausgibst!”

Der nächste Fahrer war Vladimir. Ein kleiner, drahtiger Kettenraucher aus der Ukraine, mit ein paar fiesen Wunden am Bein und an den Händen, die immer wieder aufgingen. Irgendwas Chronisches erklärte er mir, oder versuchte es zumindest. Denn wo er es mit Ukrainisch, Polnisch oder Russisch versuchte, konnte ich ihm nur auf Georgisch, Englisch, Deutsch oder Französisch antworten! Aber ein paar Fetzen auf anderen Sprachen könnten wir beide, und so haben wir uns irgendwie und erstaunlich gut verstanden! Der Truck war ziemlich gut ausgestattet. Mittlerweile war ich schon öfter in einem LKW-Führerhäuschen mitgefahren, Vladimir hatte aber sogar einen 230V Anschluss und neben einem kleinen Kühlschrank und Schnellkochtopf auch ein Tablet und zwei Handys, auf denen jeweils ein unterschiedliches Navi lief, auch alle auf einer anderen Sprache. Den unteren Rand der Fensterscheibe zierten diverse Tracker und Maut-Bezahl-Systeme für alle möglichen Länder und über dem Lenkrad baumelte ein Funkgerät, mit dem Vladimir immer versuchte, mit anderen Fahrern zu kommunizieren. Leider antwortete nie jemand. Wahrscheinlich wegen der Sprachbarriere…

Mit Vladimir bin ich durch halb Italien bis nach Verona gefahren. Abends haben wir dann zusammen gegessen. Er hat ukrainische Gewürzgurken und ich georgisches Adjika Gewürz in den Topf gegeben und zusammen mit Eiern, Käse, Zwiebeln und polnischem Mięsiwo kurz gekocht. Klingt verrückt, aber für mich war es das beste Essen in ganz Italien!

Lieber Anton,
es ist immer spannend von Dir zu lesen! Vielen Dank!
Viel Glück weiterhin!”
Liebe Grüße von
Erika und Opa Bandik
Sehr gerne! Grüße zurück aus der Nähe von Porto!
Lieber Anton, für deine blog Einträge mache ich es mir immer gemütlich – ich genieße es, beim Lesen deine Stimme zu hören (emoji Herz)
Du reist durch die Welt und wirst reich zurückkommen.
Dreimal um die Welt, bis zum Mond und wieder zurück!!
MaMa
Wie schön, genauso solls sein! Und jetzt, da ich dein offizielles Okay zum Dreimalumdieweltreisen habe, kannst du dir sicher sein, dass noch viele Beiträge folgen! (emoji Zwinkersmiley)
Hab dich lieb!
Anton
Habe es mir auch gemütlich gemacht und deinen spannenden Blog gelesen. Ich freue mich auch auf deine nächste Nachricht und Erich auch, der morgen 85 wird. Dicke Umarmung von deiner Oma Inge
Ach schön! Der nächste Blog kommt Nächste Woche!
Grüße auch an Erich, ich melde mich morgen nochmal!
Moin.
Weiter so, toll geschrieben. Gute Reise, viele schöne Begegnungen und Erlebnisse. Bin gespannt was Du noch und vor allem WO erlebst 😉
Lg Michael
Ich auch! Und ich werde natürlich berichten!
Dritter Versuch dir hier zu schreiben, bin im Zug aus Berlin immer wieder aus dem Internet rausgeworfen worden 🙂
Berührend sind deine Begegnungen und die Großzügigkeit, die du erfährst. Das leckerste Essen Italiens konnte ich bis hierher riechen.
Gute Weiterreise
Ich bewundere deine Hartnäckigkeit! 😉
Und jap, das Essen hat die gesamte A1 Italiens in einen wundervollen Duft eingelullt!
Moin Anton,
der P-Dreier hätte Moche gefreut. Vermutlich hätte er mit einer Pasta als Vierer-Zusatz abgerundet.
Beste Grüße aus der sommerlichen Heimat,
Paps
Stimmt, auf Pasta hätte ich auch kommen können…