In Panama

2. July 2023 13 By Anton Gruber

Hallo an alle! Das war zu glaub ich die größte Pause die ich je gemacht habe bis ein neuer Blogbeitrag rauskam. Das lag viel daran wieviel in der Zwischenzeit passiert ist. Und so ein Blogpost schreiben braucht dann irgendwie doch Muße und Zeit. Die hatte ich zum Beispiel auf den paradiesischen San Blas Inseln, die ich im April per Segelboot erkundete oder auf Bank des Nachtbusses von Costa Rica nach Panama City, wo ich die zweite Hälfte dieses Blogs geschrieben habe. Aber erstmal der Reihe nach.

Spinnenfamilie im Norden Kolumbiens

Ich habe nämlich die letzten zweieinhalb Monate in Kolumbien verbracht! Den Februar über hat mich Alex, mein ältester Kumpel besucht, zusammen sind wir von Bogota aus zurück zur Küste gefahren und haben die kolumbianischen Pfadfinder in Santa Marta besucht!
Dann ging es nach Minca und in den Nationalpark Sierra Nevada. Zusammen mit Moritz (der aus der Fähre nach Teneriffa und der Überfahrt von Grenada nach Kolumbien) und einer weiteren Rucksackreisenden aus Polen haben wir dort einen Berg erklommen und oben einen spektakulären Sonnenuntergang beobachtet. Mit 4 Personen ist es außerdem sehr einfach, viel mitzunehmen und so hatten wir immer sehr leckeres und vor allem frisches Essen auf der Wanderung!
Anschließend sind wir zurück nach Barranquilla gefahren. Denn die Karnevalzeit hatte begonnen und nach Rio De Janeiro ist in Barranquilla der größte Karneval Lateinamerikas! Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Leider war ich zu Beginn recht naiv und so wurde mir (und 6! weiteren der Gruppe) am ersten Abend das Handy aus der Hosentasche geklaut. Alex hatte mir grade eine neue SD Karte mitgebracht und ich hatte unglaublich viele Fotos, Notizen, Erinnerungen und Einstellungen dort gespeichert. Leider habe ich mir dabei sehr wenig Gedanken um Backups gemacht und so viele Dateien verloren. Ziemlich ärgerlich!
Doch das hat uns natürlich nicht davon abhalten können, den pulsierenden Karneval zu genießen. Vielmehr fühlte ich mich danach recht frei! Nur mit einem Notizbuch in der einen und ein paar losen Geldscheinen in der anderen Tasche brauchte ich mich nun wirklich nicht mehr vor Taschendieben zu fürchten. Und so gings am nächsten Tag wieder ins Getümmel! Die Parade ist natürlich tagsüber DAS Highlight des Karnevals und Tanzgruppen aus ganz Kolumbien und auch aus anderen Ländern führen ihre Choreographien auf. Eine Gruppe hat mir und einem Freund besonders gefallen und wir sind am Straßenrand immer mitgelaufen, bis wir auch den Tänzern aufgefallen sind. An dem Zeitpunkt kannten wir auch schon grob die einfachen Teile des Tanzes und das hat sie so begeistert, dass die Tänzer uns einluden, mit auf der Parade zu tanzen! Absolut der Hammer! Wir waren die einzigen Touristen und Ausländer auf der Parade und sind fröhlich und natürlich mit nicht ganz so schicken Tanzschritten hinter der Gruppe hergelaufen!

Irgendwie haben ich und ein Kumpel es auf die offizielle Parade des Karnevals in Barranquilla geschafft 🙂

Nach Barranquilla gings nochmal gen Osten in den Tayrona Nationalpark, einem Dschungelgebiet in dem auch noch Ureinwohner leben. Allerdings ist der “Geheimtipp” mittlerweile international bekannt und es gibt Campingplätze, breite Wege und geführte Reittouren. Trotzdem war es ein netter kurzer Ausflug bevor Alex nach Bogota aufbrechen und nach Hause fliegen würde. Ich bin an der Küste geblieben und wollte nach Cartagena, um dort ein Handy zu kaufen und mich nach einem Job umzusehen, denn nach dem Monat mir Alex und mit dem geklauten Handy konnte ich gut mal wieder die Zeit nutzen um die Reisekasse aufzubessern.

Castillogrande in Cartagena wo ich gewohnt habe 🙂

Leider hat sich die Handy- und Jobsuche als deutlich langwieriger herausgestellt als gedacht und ich habe mehr als einen Monat in Cartagena verbracht. Aber dafür habe ich dort nicht schlecht gelebt, denn ich hatte mich mit einer Kolumbianerin aus den oberen 1% angefreundet, die mir prompt anbot, mit in ihre Hochhauswohnung zu ziehen! Die Wohnung nahm die ganze Etage ein, über uns nur noch der Pool und Helikopterlandeplatz. Ziemlich beeindruckend..
Nach einiger Zeit fand ich dann aber einen Job auf einer Yacht nach Panama und machte mich mit dem Kapitän aus den USA und zwei weiteren Gästen aus Dänemark auf den Weg in die San Blas Inseln!

Die San Blas Inseln sind wirklich fast schon zu klischeehaft paradiesisch! Eine Gruppe von 365 palmenbewachsenen Inseln, mit 50 davon bewohnt von Ureinwohnern, die einem fangfrischen Hummer für 3€ verkaufen, und mindestens genauso interessiert and uns wie wir an ihnen waren.
Ich muss gestehen, dass Mike der Kapitän echt nicht so wirklich gut im Segeln war. Daher sind wir nur tagsüber gesegelt und meistens mit Motor als Unterstützung. Doch es hatte auch was Gutes: Als Mike mal nach 20min es immernoch nicht hin bekam, an einen Steg anzulegen, bot ich an, es auch mal zu versuchen. Und so konnte ich direkt Erfahrung sammeln, wie man so ein 15m Boot vernünftig an einen Steg heransteuert!

Nach den San Blas Inseln ging es für mich ans panamenische Festland wo ich jede Marina des Landes abklappern und nach weiteren Arbeitsmöglichkeiten auf Yachten suchte. Recht schnell kam ich dabei mit Alexandra, einer britischen Kapitänin einer privaten Yacht von 1956 ins Gespräch. “Unsere deutsche Crew Amelie wird bald für einige Wochen in Neuseeland sein. Vielleicht kannst du für sie einspringen. Lass auf jeden Fall mal deinen Lebenslauf hier”. Das klang ja schonmal gut!
Aber natürlich wollte ich nicht alles auf eine Karte setzen und ging auch noch die Stege anderer Marinas ab, und gab jedem, der nur entfernt nach Crew suchte, meine Kontaktdaten und eine Übersicht meiner bisherigen Karriere an Deck. Grade als ich mich von der Marina Vista Mar, auf den Weg zur RedFrog-Marina (die letzte die ich noch nicht ausgekunschaftet hatte) bekam ich eine Rückmeldung von Alexandra: “Hi Anton, wir brauchen dich an Bord, eine andere Crew musste leider aufhören und wird auch so schnell nicht wiederkommen, ab wann kannst du anfangen und kannst du kochen?” Was für eine Nachricht! “Klar, ich bin morgen früh bei euch” schrieb ich zurück. Wie es sich später herausstellte, hatte Jane, die dritte Crew einen ziemlich harten Nervenzusammenbruch, verursacht durch Stress und einiger psychoaktiver Substanzen der örtlichen Dschungelmedizin erlitten und fing an, Wahnvorstellungen zu bekommen und andere Menschen zu belästigen. Ziemlich schockierend ehrlich gesagt, aber davon wusste ich bis dahin noch nichts. Gut gelaunt bin ich daher in die Marina der “SY Sea Diamond” gelaufen und schlenderte das Dock hinauf, meinen zukünftigen Arbeitsplatz im Blick. Als ich noch ein letztes Mal mein Handy auf Nachrichten überprüfte sah ich eine neue WhatsApp von Alex: “Komm noch nicht! Versteck dich im Restaurant bis ich Bescheid sage!” – Okay, das wirkte schon ein wenig schräg! Kurz darauf kam Amelie, die deutsche Crew zu mir und erklärte mir die Situation. “Hier, wir haben Fischtacos für alle bestellt, du hast sicherlich Hunger. Jane ist der festen Überzeugung, dass du ein russischer Spion bist und wir haben entschieden, dass es besser ist, wenn du sie nicht persönlich triffst. Sie sollte eigentlich schon von Bord sein, aber braucht unendlich lange zum Packen.
Oh hauehah. In meinem Kopf malte ich mir alle möglichen Szenarien aus und war schon wieder mental auf dem Rückweg. Aber Amelie, Alex und Anne, die Frau vom Eigentümer Gary, die auch kurze Zeit später im Restaurant auftauchte, waren alle sehr freundlich, und so kam ich an Bord der Sea Diamond.

Der erste Abend an Bord! Von links: Gary, Stuart, Ich, Alex und Amelie

So und hier bin ich jetzt seit 6 Wochen, genieße sehr den geordneten Tagesablauf und das Treiben auf dem Boot. Neben mir sind wie gesagt Alex und Amelie die zwei weiteren Crewmitglieder. Gary ist der Eigentümer und praktisch immer an Bord. Und ab und zu besuchen ihn sein Freund (und nebenbei ex Tourmanager von Pink Floyd) Stuart, seine Frau Anne, sein Sohn Charles oder andere Arbeitskollegen. Denn Gary baut grade hier in Panama eine Firma für Containerwohnungen auf. Das ist auch so ziemlich der einzige Nachteil der ganzen Sache: Das Boot bewegt sich nur wenig. In den 6 Wochen waren wir auf einem Kurztrip übernacht, durch den Panama Kanal und in zwei weitere Marinas gefahren. Aber mir macht es total Spaß, sich mal wieder so richtig in der Küche austoben zu können und alle an Bord sind sehr zufrieden mit dem Essen dass ich Tag für Tag auf den Tisch stelle. Bald stehen da auch deine Kohlrouladen, Oma Inge! 😉 Danke schonmal für das Rezept!